TV: Lesung aus verbotenem Stück

Maria-Syndrom sorgt erneut für Wallung

Lesung aus verbotenem Stück für heute geplant

 

TRIER. (DiL) Vor vier Jahren sorgte ein Trierer Theaterstück für bundesweite Aufregung: das »Maria-Syndom« des Autors Michael Schmidt-Salomon wurde, ohne daß es je jemand gesehen hätte, wegen einer möglichenReligions-Verunglimpfung von der Stadt verboten. Die in der Tufa vorgesehene Uraufführung fand nicht statt, Aufführungen andernorts kamen nie zustande. 

Das Maria-Syndrom in der Versenkung 

Das »Maria-Syndrom«, das Wellen bis in ein bekanntes Hamburger Nachrichtenmagazin geschlagen hatte, verschwand wieder von der Bildfläche - um mit einer gewissen Regelmäßigkeit wieder aufzutauchen. Nämlich immer dann, wenn die Tuchfabrik vergeblich vor einem Gericht versuchte, das Verbot aufheben zu lassen. 

Das Spiel ging über mehrere Instanzen, bis die Tufa irgendwann aufgab. 

Vor kurzem wurde das Stück dann im Internet veröffentlicht, wo Behörden kaum eine Möglichkeit haben, die Publikation zu verhindern. Seither kann sich jeder, der über einen entsprechenden Anschluß verfügt, eine eigene Meinung über das Stück machen, wenn auch nur anhand des schriftlichen Manuskripts. 

Doch das war Autor Schmidt-Salomon nicht genug. Bundesweit will er mit der Initiative »Kampagne gegen Zensur« auf Lesereise gehen und einzelne Passagen aus dem »Maria-Syndrom« verlesen. 

Prompt gab es in Trier wieder Probleme. Die Lesung sollte in der Tuchfabrik stattfinden, nach Aussage des Autors ausschließlich mit Texten, die beim damaligen Verbotsbeschluß des Stadtvorstands nicht Gegenstand der Debatte waren. 

Wieder Ärger beim neuen Versuch 

Doch dann stellte sich wieder Ärger ein. Die Tuchfabrik wird zwar von einem unabhängigen Trägerverein betrieben, ihr Personal stellt aber die Stadt. Ein Balanceakt, der letztlich dazu führte, daß die Veranstaltung am ursprünglich geplanten Ort nun doch nicht stattfinden kann. 

Stattdessen ist man in das Multikulturelle Zentrum ausgewichen, nur wenige Meter von der Tufa entfernt. Heute abend soll um 20.30 Uhr die umstrittene Lesung stattfinden, verbunden mit einer Diskussion über das Für und Wider der Zensur. 

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