IR 3/99

Europa

 Deutschland

 (2723) München. Die Beratungsorganisation "Pro Familia" will vom Freistaat Bayern mehr Geld für ihre Schwangerenberatung. Dafür wird gefordert, den katholischen Beratungsstellen in Bayern die staatliche Anerkennung zu entziehen. Als Begründung erklärte Pro Familia, der künftige Beratungsschein sei mit dem bischöflichen Zusatz rechtswidrig. Eine entsprechende Klage Pro Familias liegt dem Verwaltungsgericht Augsburg vor. (Radio Vatikan, 7.-10.7.99)

 

(2724) Schwerin. Die geplante Anerkennung des "Interessenvereins humanistische Jugendarbeit und Jugendweihe" in Mecklenburg-Vorpommern als Träger der freien Jugendhilfe hat bei den beiden großen Kirchen im Land scharfen Protest ausgelöst. Damit werde die Jugendweihe in einen "staatlich sanktionierten Rahmen" gehoben, heißt es in einer im April in Schwerin verbreiteten Erklärung der mecklenburgischen und der pommerschen Kirche sowie des Erzbistums Hamburg. Dies müsse von vielen, für die diese Feier zu DDR-Zeiten "eine bis heute nicht aufgearbeitete Schmerzgeschichte darstellte, als Schlag ins Gesicht empfunden werden". Die Absicht des Sozialministeriums deute auf eine Förderung der Jugendweihe mit Steuergeldern hin. Für die Kirchen sei es selbstverständlich, dass Konfirmation und Firmung keine staatliche finanzielle Unterstützung erhielten. Zugleich sei es irreführend, wenn das Sozialministerium die Jugendweihe als nichtreligiöse Veranstaltung darstelle. Allein der Begriff "Weihe" mache ihren "pseudoreligiösen Charakter" deutlich. (Neues Deutschland, 9.4.99)

Anm. MIZ: Getroffene Hunde heulen bekanntlich am lautesten. Wer Jahr für Jahr Millionen vom Staat abkassiert, die eigenen Bischöfe aus den allgemeinen Steuern bezahlt und selbst die letzte Ölung über die allgemeinen Krankenhaussätze abrechnet, sollte sich nicht damit schmücken, dass er hin und wieder selbstgebackene Oblaten kostenlos verteilt. Die scharfen Geschütze, die die Kirchen gegen die Jugendweihe auffahren, dienen nur dem Zweck, einen ungeliebten Konkurrenten vom Markt zu drängen. Es ist zu hoffen, dass die verantwortlichen PolitikerInnen diesen Versuch eines unlauteren Wettbewerbs durchkreuzen.

 

(2525) Hamburg. Mit einer bundesweiten Aktion "Segenskoffer" will die evangelische Kirche Zukunftsängsten auf dem Weg ins dritte Jahrtausend begegnen. Sieben symbolträchtige Gegenstände werden derzeit in 20 000 Koffer aus Pappe gepackt: sieben Scheiben ungesäuertes Brot, ein Säckchen mit Salz, ein Holzkreuz zum Umhängen, eine Kerze, ein Bronze-Engel, eine Pilger-Muschel und ein Tütchen mit Sonnenblumen-Samen. Eine Broschüre enthält Bibeltexte und Meditationen zum Thema Segen. Außerdem liegen jedem Koffer drei "Segenspostkarten" bei. "Es gibt immer wieder Gurus, die die Jahrtausendwende für sich nutzen", sagte Öffentlichkeitspastor Hinrich C.G. Westphal Anfang April bei der Vorstellung des Segenskoffers in Hamburg. Ängste würden geschürt und von "Endzeitaposteln" vermarktet. Aus christlicher Sicht wolle der Verein "Andere Zeiten" mit Hilfe des Segenskoffers dazu eine Alternative bieten. Die Aktion werde spätestens im Advent beginnen. Der "Segenskoffer" kann für 42 Mark plus Porto beim Verein "Andere Zeiten" bestellt werden. (Darmstädter Echo, 10.4.99)

Anm. MIZ: Erinnert dieser Segenskoffer nicht frappant an den "Feldkoffer", den Militärgeistliche im Krieg benutzten, um die Utensilien für das Abendmahl immer griffbereit zu haben?

 

l (2726) München. Ein bayerisches Elternpaar, das die Entfernung des Kruzifixes aus dem Schulklassenraum seines Kindes verlangt, hat in letzter Instanz vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin recht bekommen. Zwar bestätigten die Richter die bayerische Regelung, wonach generell Kruzifixe in bayerischen Klassenzimmern hängen sollen, als verfassungskonform. Zugleich stimmten sie in dem konkreten Einzelfall aber den Eltern zu und verfügten, das Kreuz müsse abgenommen werden. Kernpunkt des Urteils ist, dass es beim Widerspruch gegen das Kruzifix nicht auf die Qualität des Einspruchs ankommt, wenn der Wille der Eltern erkennbar und eindeutig ist. Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof war den Eltern nämlich noch bescheinigt worden, dass sie gegen das Kreuz im Klassenzimmer keine "ernsthaften und einsehbaren Gründe" vorgebracht hätten. Doch das ist nach der Berliner Entscheidung gar nicht entscheidend. Die Forderung nach einsehbaren Gründen dürfe nur so verstanden werden, dass sich Schulleiter und Gerichte in den Standpunkt der Widersprechenden hineinversetzen müßten. "Daher können auch triviale Begründungen anzuerkennen sein", heißt es in dem Urteil. Wenn - wie im vorliegenden Fall - deutlich werde, dass die Eltern Atheisten seien oder aus antireligiösen Aufassungen heraus das Kreuz im Klassenzimmer ablehnten, "muß dies ausreichen".

Generell gab das Bundesverwaltungsgericht der bayerischen Widerspruchsregelung aber dennoch seinen Segen. Bei verfassungskonformer Auslegung" bestünden dagegen "keine durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken", hieß es. Dem vom Bundesverfassungsgericht betonten Grundsatz der Freiwilligkeit werde mit dem bayerischen Modell, wonach nur bei einem konkreten Einspruch das Kreuz abzuhängen ist, "noch hinreichend Rechnung getragen". (Frankfurter Rundschau, 22.4.99)

 

(2727) Frankfurt. Die christlichen Kirchen haben nach Einschätzung des hessisch-nassauischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker "kein Monopol mehr in Fragen der Religion und Weltanschauung". Bei einer fortschreitenden Säkularisierung verliere die christliche Religion im öffentlichen Leben immer mehr an Boden, beklagte Steinacker in Frankfurt zum Auftakt der Frühjahrssynode seiner Landeskirche. Die Kirchensynode vertritt knapp zwei Millionen evangelische Christen in Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen. Seine Beobachtungen machte Steinacker an Erfahrungen mit der neuen rot-grünen Bundesregierung fest. In den Steuerfragen, die sich massiv auf die Finanzlage der Kirchen auswirken, seien die Kirchen erstmals "weder informiert, noch gar wie in früheren Jahren angehört worden". Die beteiligten Minister und Abgeordneten hätten die Auswirkungen ihrer Beschlüsse auf die Kirchensteuer gar nicht erkannt. Dabei bedeute das Steuerentlastungsgesetz für die Kirchen im Jahr 2002 Mindereinnahmen von rund 15 Prozent, die Pläne zur Unternehmenssteuerreform würden noch einmal zehn bis 15 Prozent an Verlust bringen. (Darmstädter Echo, 24.4.99). Das Finanzministerium schätzt die jährlichen Steuerausfälle der Kirchen durch die Steuerreform auf rund 1,5 Milliarden Mark. (Radio Vatikan, 22.-24.4.99)

 

(2728) Mainz. Die Katholiken wollen ihre Schulen in den neuen Bundesländern stärker zur Verbreitung der römischen Glaubenslehre nutzen. "Die Gründung von eigenen Schulen war eine der wichtigsten Sachen, die man machen konnte", sagte der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, in Mainz. Während die Jugendweihe floriere, liege der "missionarische Elan" der katholischen Kirche noch weit zurück. Bischof Lehmann sprach von einer großen Chance, mit Hilfe der Konfessionsschulen ein Vakuum in der "geistigen Wüste" der neuen Bundesländer zu füllen. Ein neuer Aufbau könne nur von unten geschehen. Die Schulen seien dafür ein "geeignetes Instrument". (Neues Deutschland, 4.5.1999)

 

(2729) Stuttgart. Die steuerpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Frick, hat eine Abschaffung der Kirchensteuer gefordert. "Der Staat sollte keine Kirchensteuer erheben. Hohe Kirchensteuern veranlassen viele Menschen dazu, aus der Kirche auszutreten", erklärte die FDP-Politikern in einem Interview. Es gebe viele Menschen, die sich die Kirchensteuer "nicht mehr leisten können". Statt einer staatlich eingezogenen Kirchensteuer plädierte Frick für einen freiwilligen Beitrag an die Kirchen. (Darmstädter Echo, 8.5.99)

 

(2730) Ludwigshafen. Gute Geschäfte mit Gottes Segen macht der geschäftstüchtige Gottesgelehrte Vikar Johannes Holzach. Er ist einer von acht "Freien Priestern" in Deutschland, die unter dieser Rubrik überkonfessionelle Trauungen auf einer Internet-Seite vornehmen. Der 38jährige Ludwigshafener gehört noch zu den preiswerten Anbietern: 500 Mark verlangt er für seinen Auftritt, andere verlangen mehrere tausend Mark. In den USA unter dem Slogan "Rent a priest" längst etabliert, wächst auch hierzulande der Markt für "Riten-Designer". Die Kirchen bekommen private Konkurrenz. Nach einer Emnid- Studie kann sich jeder dritte Bundesbürger vorstellen, Segnungen auch von nichtkirchlichen Anbietern vornehmen zu lassen. Bei den unter 30jährigen ist es fast jeder zweite. Unter Kirchenmitgliedern genießen die Gewerbe-Theologen kaum weniger Sympathien als bei den Konfessionslosen. "Aus Gläubigen werden Kunden", beschreibt der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz den Trend. (Süddeutsche Zeitung, 15.5.1999)

 

(2731) Berlin. Der Humanistische Verband wird nicht mit den großen christlichen Kirchen gleichgestellt. Der Verband erhält auch keine geforderte höhere Förderung vom Land. Dies hat das Verwaltungsgericht Anfang Juni entschieden. Als Begründung verwies das Gericht auf die geringe Zahl von 550 zahlenden Mitgliedern. Die rund 3 500 Fördermitglieder wurden nicht mitgerechnet. Zudem hat nach Auffassung des Gerichts Berlin schon mit Millionen-Zahlungen gegen das Haushaltsrecht verstoßen. (Az. VG 27 A 179.98 und 58.98). Der Verband wollte vor allem eine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Diesen Status haben die Kirchen seit der Weimarer Republik, aber auch kleinere Gemeinschaften wie Baptisten. Damit gibt es die Möglichkeit, Steuern einzuziehen und höhere Staatszuschüsse zu beanspruchen. Er beruft sich auf das große Interesse an dem Fach Lebenskunde. Rund 24 000 Jugendliche an Berlins Schulen lassen sich vom Verband unterrichten – etwa die Zahl der katholischen Religionsschüler. Nach Ansicht des Gerichtes aber hat der Verband nicht die notwendige "Gewähr der Dauer" und "keine hinreichende finanzielle Stabilität". Der Vorsitzende des Humanistischen Verbandes Bruno Osuch läßt nun prüfen, ob der Verband vor dem Oberverwaltungsgericht Berufung einlegt. Das Urteil schreibe die "Privilegierung der großen Kirchen" fest. (Berliner Zeitung, 4.6.99)

Anm. MIZ: Der Versuch des Humanistischen Verbandes, als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden und somit in gewisser Weise (was die "Ausplünderung des Staates" betrifft) mit den Kirchen gleichzuziehen, hat unter Konfessionslosen lange Zeit für heftige Kontroversen gesorgt. Vielleicht sorgt das Urteil dafür, dass die Positionen neu überdacht werden.

 

(2732) Stuttgart. Sollten Christen versuchen, Menschen jüdischen Glaubens zu "bekehren"? Um diese Frage ist im Vorfeld des diesjährigen Kirchentages ein heftiger Streit ausgebrochen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, sagte seine Teilnahme an dem Forum "Nein zur Judenmission" kurzfristig ab. Die Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen sei "zu einseitig auf eine Ablehnung der Judenmission fixiert", begründete EKD-Sprecher Thomas Krüger die Absage. Die Veranstalter hätten Kocks Vorschlag abgelehnt, auch Befürworter der Judenmission zu Wort kommen zu lassen. Der Streit um die Judenmission hatte sich entzündet, weil auf dem Kirchentag auch der umstrittene "Evangeliumsdienst für Israel" auftrat. Diese Gruppe tritt vehement dafür ein, Juden zu missionieren. Aus Protest zog sich daraufhin die Israelitische Religionsgemeinschaft weitgehend aus dem Kirchentagsprogramm zurück. Nach Angaben Käßmanns sagte auch der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, "aus Termingründen" seine Teilnahme an dem Forum ab.

"Wir sehen im Kirchentagspräsidium, dass die Frage der Judenmission nicht ad hoc entschieden werden kann", betonte die Generalsekretärin des Kirchentages, Margot Käßmann, die zugleich Bischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover ist. Ebenso äußerte sich auch der Stuttgarter Landesbischof Eberhardt Renz: "So leicht kann man keine Antwort darauf geben." (Spiegel online, 16.6.99)

 

(2733) Essen. Mit Fotomodels will die katholische Kirche das Image ihrer Priester aufbessern. Schnittige Jungs und flotte Sprüche auf Plakaten und Postkarten sollen junge Männer ins Priesteramt locken. "Wer Menschen Kraft geben will, wird Fitness-Trainer oder Priester", lautet einer der Slogans. Ins Rollen gebracht wurde die Imagekampagne vom Bochumer Priesterseminar. "Wir wollen, dass die Menschen übers Priestertum ins Gespräch kommen", sagt dessen Leiter Hans-Werner Thönnes. Nur noch 600 junge Menschen haben 1998 in Deutschland eine Ausbildung zum Priester begonnen - nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz halb so viele wie zehn Jahre zuvor. Allein im Bistum Essen sank die Zahl der Priester von über 1 000 in den 60er Jahren auf heute rund 770. "Viele Priester sind heute für zwei Gemeinden zuständig", sagt Bistumssprecher Ulrich Lota. (Fränkischer Tag, 26.7.99)

 

(2734) Hamburg. Erstmals öffnet ein Bundesland seine Standesämter für gleichgeschlechtliche Paare. Als Beleg der "Ehe" erhalten die Partner eine Partnerschaftsurkunde. Es ist eine rein symbolische Handlung ohne rechtliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren. Moderate Töne zur "Hamburger Ehe" kommen von der Nordelbischen Evangelischen Lutherischen Kirche. "Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sind Zeichen von Liebe, Verantwortung und Solidarität, sagt Bischöfin Maria Jepsen und fordert gesellschaftliche Anerkennung und rechtlichen Schutz. Allerdings sei das Hamburger Modell keine Ehe und sollte auch nicht so genannt werden. Das klare Abstandgebot zur Ehe, die unter dem besonderen Schutz des Staates steht, werde eingehalten. Die CDU läuft hingegen Sturm gegen das Gesetz. Nach den Worten ihrer Bürgerschaftsabgeordenten Karen Koop ist die Ehe urchristlich und nicht auf gleichgeschlechtliche Paare übertragbar. (Westfälische Allgemeine Zeitung, 8.4.99)

 

(2745) Köln. Die Einschaltquote der 44 Jahre alten Verkündigungssendung "Wort zum Sonntag", die früher noch drei Millionen treue Fans hatte, liegt seit Februar [Zeitpunkt der Neugestaltung] bei durchschnittlich 1,65 Millionen Zuschauern. (ARD/ZDF-Videotext 10.4.99)

Anm. MIZ: Wie sagt man so schön? Da wurden alte Fans vergrault, aber keine neuen hinzugewonnen...

 

 Niederlande

 (2746) Groningen. Im niederländischen Groningen protestierten reformierte Pfarrer gegen ein Konzert der Rolling Stones. In den Songs der Kultband werde der Teufel verklärt und Gottes Name gelästert, hieß es. Wer das Konzert besuche, mache "die Tür für die bösen Mächte weit auf". Dies führe zum Hören von Stimmen oder gar zu Depressionen. (WAZ, 2.6.99)

 

Österreich

(2747) Wien. Der ökumenische Rat der Kirchen in Österreich hat scharfe Kritik an europäischen Aussagen von Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner geübt. Dieser hatte bei einer Tagung in der Slowakei gesagt: "Europa endet dort, wo die Orthodoxie beginnt". Mit dieser Äußerung habe Farnleitner Gräben aufgerissen und sowohl der orthodoxen als auch den anderen Kirchen ein großes Ärgernis gegeben, heißt es in einem offenen Brief des Vorstandes des Rates der Kirchen. Er forderte Farnleitner auf, seine Aussage in aller Form zu widerrufen. Dem ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich gehören alle christlichen Kirchen des Landes an. (Radio Vatikan,16.-18.5.99)

 

Spanien

(2748) Leon. Mit Buh-Rufen und faulen Eiern haben katholische Gläubige im nordspanischen Leon ihren Bischof nach dem Kirchgang verabschiedet. Bereits während der Messe zur Einweihung einer neuen Kirche sei Antonio Vilaplana ausgepfiffen worden, berichtete die Tageszeitung "El Pais". Beim Verlassen der Kirche hätten den Bischof dann rund 100 Protestierende mit Eiern beworfen und ihn als "Lebemann", "Pharisäer", "Diktator" und "Antichrist" beschimpft. Grund ihrer Wut war, wie es hieß, der Rücktritt des Gemeindepfarrers Juan Fernandez wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Bischof. Nach dem Bau der neuen Kirche habe der Pfarrer das Gemeindehaus der alten Kirche für soziale Zwecke nutzen wollen. Doch der Bischof habe die Räume an eine Supermarktkette vermietet. (WAZ, 23.3.99)

 

(2749) Madrid. Auch in Spanien gibt es jetzt einen Kruzifix-Streit. Die Eltern von Grundschulkindern in Madrid forderten einstimmig, in vier von sechs Klassensälen über den Tafeln angebrachte Holzkreuze abzuhängen, berichtete die spanische Tageszeitung "El Pais". Sie begründen ihre Haltung mit der in der Verfassung verankerten religiösen Neutralität des spanischen Staates. Der Direktor der Schule weigert sich dagegen, das Thema auf einer Sitzung des aus Eltern, Lehrern und Schülern bestehenden Schulrats zu behandeln.

Auch das Erziehungsministerium will dem Bericht zufolge die Kruzifixe hängen lassen, weil sich die Lehrer gegen eine Entfernung aussprächen. Die Religionsfreiheit der Lehrer müsse respektiert werden, erklärte ein Sprecher. Außerdem sei das Kreuz in Spanien nicht nur ein christliches Symbol, sondern auch ein Teil der Landeskultur. Ein Sprecher der Lehrergewerkschaft "Comisiones Obreras" forderte gegenüber epd, Religion solle generell an den Schulen keine Rolle mehr spielen. Religiöse Motive sollten nicht öffentlich gezeigt werden. Wenn sich ein Kreuz im Klassensaal mit der Religionsfreiheit des Lehrers rechtfertigen lasse, würden andere Lehrer mit dem Hinweis auf ihre Meinungsfreiheit Poster von Che Guevara oder Fidel Castro in den Schulen aufhängen. Die spanischen Protestanten wollen, dass die religiöse Neutralität Spaniens in allen staatlichen Einrichtungen umgesetzt wird, nicht nur in den Schulen, sondern auch beim Militär oder den sozialen Diensten. (epd, 16.3.99)

 

Großbritannien

 

(2750) London. Den Anschlag auf ein Homosexuellen-Lokal in London hat der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Basil Hume, scharf verurteilt. Gewalt gegen Homosexuelle sei durch nichts zu rechtfertigen, erklärte Hume gegenüber der BBC in London. Auch der anglikanische Primas und Erzbischof von Canterbury George Carey zeigte sich "geschockt und entsetzt" über den Terrorakt. Bei dem Bombenanschlag im Londoner Stadtteil Soho waren am 30.April drei Menschen getötet und siebzehn verletzt worden. (Radio Vatikan, 2.-4.5.99)

Anm. MIZ: Die Religionsführer geben sich entsetzt - doch soll man es ihnen wirklich glauben? Immerhin predigen sie weiterhin das "Wort Gottes", in dem es unverblümt heißt: "Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. [...] Wer so handelt, verdient den Tod." (Röm 1:27-32)

 

(2751) London. Nachdem der Internet-Buchhändler Amazon.com den umstrittenen Anti-Scientology-Titel "A Piece of Blue Sky" von Jon Atack wieder in sein Angebot aufgenommen hat, rangiert das Buch jetzt unter den Top-150-Titeln des Online-Buchversenders. In dem Buch des britischen Autors wird die Geschichte der Scientology-Sekte erzählt. Vor dem Streit um das Werk stand es auf Platz 700, jetzt kletterte es durch die Publicity auf Rang 148. Amazon.com hatte das Werk zuerst aus seinem Lieferprogramm entfernt, nach weltweiten Proteste gegen die "Zensur" des Scientology-kritischen Titels aber wieder aufgenommen. Zuvor war Scientology gegen das Buch vorgegangen. "A Piece of Blue Sky" enthält Auszüge aus dem sekteninternen Regelwerk. Die Anwälte der Sekte werfen dem Autor deshalb vor, das Urheberrecht zu verletzen. Trotz der Klage der Sekte gegen das Buch ist der Verkauf aber legal. Nur in Großbritannien sei laut Amazon eine Klage anhängig, die den Verkauf rechtlich fragwürdig erscheinen lasse. (Yahoo Schlagzeilen, 27.5.99)

 

(2752) London. Die Möglichkeit, sich in Großbritannien mittels Dokumenten aus dem Internet rasch und vor allem billig für 80 Pfund (240 Mark) scheiden zu lassen, ist von der katholischen Kirche kritisiert worden. Ehepaare, die sich einvernehmlich scheiden lassen wollen, können sich bei einem Dienst namens "Desktop Lawyer" sämtliche Dokumente herunterladen und ausfüllen. Sie werden dann, nachdem sich Anwälte noch einmal bei dem Paar vergewissert haben, dass die Angaben korrekt sind, ans Gericht geschickt. Als "abstoßend" bezeichnete die Sprecherin der katholischen Kirche, Patricia Hardcastle, die neue Dienstleistung einem Bericht der Sonntagszeitung "The Observer" zufolge. Es gebe kaum noch Möglichkeit für eine Versöhnung: "Es ist sehr unpersönlich, das online zu machen." Richard Cohen, der juristische Leiter des Dienstes, sagte hingegen: "Bloß weil es einfach ist, verleitet das doch niemanden dazu, sich scheiden zu lassen." Bei einem Rechtsanwalt koste das Ausfüllen der gleichen Dokumente rund 400 Pfund (1 200 Mark). (Schwäbische Zeitung Online, 26.7.99)

 

Irland

(2753) Dublin. Popsängerin Sinead O'Connor (32) hat in einem offenen Brief an Papst Johannes Paul II. das Priesteramt für Frauen gefordert. "Ich bin für diesen Job geboren", versichert sie in dem Brief "eines sehr frechen irischen Mädchens", der von der Zeitung "The Observer" veröffentlicht wurde. O'Connor hatte sich im vergangenen Monat von einem Bischof der Lateinisch-Tridentinischen Kirche zur Priesterin weihen lassen, was von Rom nicht anerkannt wird. Nun schrieb sie dem Papst, dass Gott auch eine weibliche Seite habe. "Ich bitte Sie inständig, sich doch einmal zu überlegen, wieviel Sie zur Rettung der Welt beitragen könnten, wenn Sie Ihr Herz sowohl Gott der Mutter als auch Gott dem Vater öffnen würden." Mutter Bernadette Maria, wie sie jetzt nur noch genannt werden will, entschuldigte sich dafür, dass sie 1992 im Fernsehen ein Foto des Papstes zerrissen hatte. "Ich habe zahllose Fehler in meinem Leben gemacht", gab sie zu. "Aber Sie sicher auch." (gegendenstrom.de, 9.5.99, Der Tagesspiegel, 11.5.99)

Anm. MIZ: Hoffen wir für die gute Sinead O'Connor, dass sie eines Tages einsehen wird, was nun wirklich der größter Fehler in ihrem Leben war...

 

Italien

(2754) Rom. Anfang Mai hat Papst Johannes Paul II. Padre Pio selig gesprochen. Roms Innenstadt drohte zu kollabieren unter dem Andrang der Pilger. Padre Pio wurde lange Zeit geschmäht von der eigenen Kirche. In den Augen von Padre Agostino Gemelli, dem Gründer der Mailänder Università Cattolica, war Pio ein Betrüger und dessen blutende Wundmale nichts als Hysterie. Die Kirche in Rom verbot dem Kapuzinerpater für ein paar Jahre, die Messe zu lesen. Kardinal Carlo Maccari rapportierte dem Vatikan, Pio sei den frommen Schwestern des Klosters von San Giovanni Rotondo verfallen. [Anm. MIZ: Na, das macht den frommen Mann doch zumindest etwas sympathischer...] (Züricher Tages-Anzeiger, 3.5.99)

 

(2755) Rom. Die Papst-CD hat sich innerhalb weniger Wochen auf einen Spitzenplatz bei Raub-Kopien in Italien vorgeschoben. In Palermo, Neapel und anderen Orten seien Fälscher-Werkstätten ausgehoben worden, teilte die Gesellschaft zum Schutz gegen Musik- Raubkopien in Rom mit. Das ganz große Geschäft mit den Gesängen und Gebeten von Johannes Paul II. erwarteten die Fälscher aber erst im Heiligen Jahr 2000, wenn allein in Rom 30 bis 40 Millionen Pilger erwartet werden. Auch in anderen Ländern ist das Musik-Debüt des Papstes ein voller Erfolg: In Polen war die Startauflage von 50.000 CDs sofort vergriffen. (AOL-NewsBote, 11.5. 99)

 

Vatikan

 

(2756) Vatikanstadt Damit die PR-Maschinerie des Jubel-Jahres 2000 nicht durch störende Enthüllungen und sonstige Unpässlichkeiten ins Stolpern kommt, hat Papst Johannes Paul II. neue "Vorschriften für die römische Kurie" erlassen. Darin wird den 4000 Mitarbeitern ein Maulkorb verpaßt. Sie dürfen ohne Genehmigung keine Interviews mehr geben. Als Begründung für diese rigorose Maßnahme wurde angegeben, man wolle in Zukunft "peinliche Enthüllungen" vermeiden. Außerdem hatte JP II. etwas an der Kleiderordnung seiner Kirchenmänner und Helfer auszusetzen. Von den Priestern wird nun ohne Ausnahme Dienst im Talar verlangt, und die Laien sollen zumindest "anständig" angezogen sein. Die im Juni veröffentlichten Regeln hatte Papst Johannes Paul II. persönlich genehmigt. (Der Humanist, 10.6.99, Yahoo-Schlagzeilen, 10.6.99)

 

 Polen

 (2757) Warschau. Ungeachtet jüdischer Proteste [vgl. MIZ 3/98, Meldung 2573] soll das umstrittene "Papst-Kreuz" weiterhin direkt vor dem früheren deutschen Konzentrationslager Auschwitz in Polen stehen. Die zweite Kammer des polnischen Parlament, der Senat, änderte das Gesetz über die Schutzzonen rund um die Stätten zum Gedenken an die Massenmorde der Nationalsozialisten. Danach sollen religiöse Symbole, die mit Einwilligung der katholischen Kirche angebracht wurden, auch in unmittelbarer Nähe der früheren Vernichtungslager stehen bleiben. Das Abgeordnetenhaus, der Sejm, kann diese Änderung aber wieder überstimmen. Das Papst-Kreuz erinnert an die Messe, die Papst Johannes Paul II. 1979 in Birkenau zelebriert hat. Inzwischen stehen an dieser Stelle fast 250 Kreuze. (Frankfurter Neue Presse, 23.4.99)

 

 Nordamerika

 USA

 

(2758) Washington. Der Vatikan hat einer Nonne und einem Priester, die seit 30 Jahren in den USA Homosexuelle seelsorgerisch betreuen, die Erlaubnis zum Predigen entzogen. Zur Begründung erklärte der Vatikan, die Lehren von Jeannine Gramick und Robert Nugent seien "irrig und gefährlich", berichtete die "Washington Post". Es ist erst das dritte Mal in 60 Jahren, dass der Heilige Stuhl US-Geistlichen das Wort verbietet. Anhänger der beiden Gemaßregelten übten scharfe Kritik. "Ich nenne es theologische Säuberung", sagte die Nonne Maureen Fiedler der Zeitung. Gramick und Nugent gelten als führende Aktivisten für die Rechte Homosexueller in der katholischen Kirche. Die in der Nähe Washingtons wohnenden Seelsorger reisten zu Predigten und Vorträgen quer durch das Land. Die Anordnung verbietet ihnen "für immer jede geistliche Betreuung homosexueller Personen". Auf unbestimmte Zeit könnten sie auch nicht in religiösen Institutionen arbeiten.

Die Maßnahme wird als Warnung an die wachsende Zahl von Geistlichen verstanden, die sich in den USA um Homosexuelle und Aids- Kranke kümmern. Sie sollten dabei nicht den Hinweis vergessen, dass die katholische Kirche homosexuelle Akte ablehnt. Die beiden Gemaßregelten haben angezweifelt, dass Homosexualität eine Verhaltensstörung sei. (Yahoo-Schlagzeilen, 14.7.99)

 

Lateinamerika

Kolumbien

(2759) Cartagena/Bogota. In Kolumbien werden mehr als hundert Mitglieder der Weltuntergangssekte "Stella Maris" vermißt. Sie waren am Wochenende in die Berge aufgebrochen, um sich mit "Außerirdischen" zu treffen. Angehörige teilten mit, die Vermißten hätten sich am vergangenen Wochenende in zwei Gruppen auf den Weg in Berge der Sierra Nevada gemacht. Die Sektenjünger hätten sich mit Außerirdischen treffen wollen, die sie mit einem Ufo vor dem Weltuntergang retten sollten, erklärten Familienmitglieder der Verschwundenen. Vor Beginn ihrer Expedition hätten sie ihr Hab und Gut verkauft, darunter Juwelen und Haushaltsgeräte.

Polizeiberichten zufolge sind die Verschwundenen zuletzt am Montag abend an der Sierra Nevada da Santa Marta im Norden des Landes gesehen worden. Seitdem gebe es von den Leuten kein Lebenszeichen mehr. Ein Polizeisprecher in Cartagena erklärte, es sei keine Suchaktion eingeleitet worden, da es keine Anzeichen für einen geplanten Massenselbstmord gebe. Auch habe man keine Hinweise darauf, dass die Sektenmitglieder zu der Expedition gezwungen worden seien. 1978 war es in Joneston (Guayana) zu einem der größten Massenselbstmorde gekommen, als sich mehr als 900 US-amerikanische Anhänger einer Endzeit-Sekte umbrachten. (Spiegel Online, 9.7.99)

 

 Brasilien

 (2760) Rio de Janeiro. Die katholische Kirche wird sich bei den Indios und den Schwarzen in Brasilien für die gegen die Vorfahren dieser Minderheiten jahrhundertelang ausgeübte Gewalt entschuldigen. Die Bitte um Entschuldigung werde im nächsten Jahr anläßlich der 500-Jahres-Feier des südamerikanischen Landes öffentlich formuliert werden, berichtete die Zeitung "Folha" am Mittwoch unter Berufung auf einen Sprecher der Brasilianische Bischofskonferenz (CNBB).

Die CNBB will sich den Angaben nach aber nicht nur für die Fehler der Vergangenheit entschuldigen, sondern auch zur Bekämpfung der Greuel der Gegenwart verpflichten. "Die Jagd auf Indios und die Diskriminierung der Schwarzen setzt sich in diesen Tagen in Brasilien fort", beklagt Bernardino. Ein großer Teil der katholischen Kirche unterstützte in Brasilien jahrhundertelang die erst 1888 offiziell abgeschaffte Versklavung von Schwarzen sowie auch die gewalttätigen Übergriffe der portugiesischen Eroberer gegen die indianischen Ureinwohner. (Yahoo Schlagzeilen, 31.3.99)

 

Asien

Israel

(2761) Jerusalem. Die transsexuelle israelische Sängerin Dana International hat in der Jerusalemer Altstadt einen Videoclip unter Polizeischutz aufgenommen. Ultraorthodoxe Juden hatten zuvor mit Massenprotesten gedroht. "Wenn Dana diese Provokation in der Heiligen Stadt tatsächlich wagt, dann treiben wir die Massen auf die Straße", hatte der ultra-orthodoxe stellvertretende Bürgermeister Jerusalems Chaim Miller gedroht. Die Polizei mußte allerdings keine Protestierenden abwehren. Der Clip, in dem Dana eine religiöse Melodie mit Worten aus der Bibel singt, soll bei der Eröffnung des Grand-Prix-Finales in Jerusalem ausgestrahlt werden. (Kieler Nachrichten, 13.05.99)

 

(2762) Jerusalem.. Politiker, die in Israel/Palästina einen Frieden erreichen wollen, haben es wahrlich nicht leicht. Die religiösen Lager stehen unversöhnlich gegeneinander. Die strenggläubigen Juden sind überzeugt, dass ganz Palästina einzig und allein dem Volk Israel von "Gott" gegeben wurde. Der oberste religiöse Führer der Palästinenser, Scheich Ikrima Sabri, ließ dagegen in der Al-Akscha-Moschee in seiner Freitagspredigt verbreiten, das "Heilige Land" sei schon immer islamischer Besitz. [Demnach müsste die Erde etwa 1300 Jahre alt sein...] Der Scheich nannte den neu gewählten israelischen Ministerpräsidenten, Ehud Barak, einen Kriegsverbrecher. Statt bei seiner Wahl zu applaudieren, hätte man Israel bombardieren müssen. Die Führer der arabischen Länder beschimpfte Scheich Ikrima Sabri deshalb als korrupt. (Radio Vatikan, 23.-25.5.99, Der Humanist, 28.05.9)

 

(2763) Jerusalem. Die israelische Gesundheitsbehörde rechnet für das Jahr 2000 mit einem sprunghaften Anstieg von Fällen des sogenannten "Jerusalem-Syndroms". Die psychische Erkrankung tritt meist ohne Vorwarnung auf: Zuvor noch halbwegs gesunde Pilgerer stellen sich plötzlich vor, biblische Figuren zu sein, beginnen, Psalmen zu singen, so laut sie nur können, versuchen, Passanten zu missionieren oder verkleiden sich im Hotelbettzeug. Eine Gruppe Geistlicher [Anm. MIZ: wieder einmal wird der Bock zum Gärtner gemacht!] traf nun mit Verwaltungsmitgliedern zusammen, um Vorbereitungen zur Bekämpfung der Geisteskrankheit zu treffen. Ein Psychiater vermutet, einer von hundert Pilgerern sei gefährdet. Der Kommissar für geistige Gesundheit, Dr. Yair Barel, der die Krankheit das erste Mal diagnostiziert hatte, sagte etwa 40.000 Erkrankungen voraus. Von diesen 40.000 würden 600 bis 800 ärztliche Versorgung benötigen, einige könnten gefährlich werden. "Es besteht die Gefahr, dass jemand versuchen wird, etwas sehr Gewalttätiges zu tun", sagte Barel. (Der Humanist, 15.6.99; Spiegel online, 28.6.99)

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(2764) Jerusalem. Die israelische Fluggesellschaft EL AL könnte in Zukunft Flugzeuge des Typs Airbus mit eingebauter Synagoge erwerben. Dieser Vorschlag war vom europäischen Luftfahrtkonsortium Airbus im Wettbewerb mit dem US-Mitanbieter Boeing um den Bau von Flugzeugen für die EL AL unterbreitet worden. Angaben des europäischen Flugzeugbauers zufolge könnte der Gebetsort über den Wolken zehn bis zwölf Menschen Platz bieten. Auch bestehe die Möglichkeit, dass sich die "Synagoge" automatisch während des Fluges in Richtung Jerusalem drehe. Die Flugzeugflotte der EL AL besteht bislang nur aus Boeing-Maschinen. Die israelische Fluggesellschaft muss nun bis Ende August entscheiden, welcher Hersteller am Ende den Zuschlag erhält. (Der Humanist, 26.7.99, Nürnberger Nachrichten, 24./25.07.1999)

Anm. MIZ: Wird Boeing nun mit einem Modell kontern, das in der Lage ist, die Schallmauer trotz integrierter Klagemauer zu durchbrechen? Wir dürfen gespannt sein...

 

 Indien

 (2765) Neu-Dehli. Hindu-Götter können nach einem Urteil des höchsten indischen Gerichts Land besitzen. Götter haben demnach dieselben Rechte wie juristische Personen, wenn ihr Abbild in einem Tempel untergebracht ist und nach den Hindu-Riten geweiht wurde. Das berichtete die indische Nachrichtenagentur UNI. Bei dem Rechtsstreit ging es um zwei Tempel im Bundesstaat Bihar im Osten Indiens, die lokalen Gottheiten geweiht sind. Einem der Tempel war das Recht auf Landbesitz streitig gemacht worden, weil es sich um eine "falsche" Gottheit handele. Die Richter wiesen das zurück: "Es ist unvorstellbar, dass ein Gott falsch sein kann", hieß es in dem Urteil, das sich auf hinduistische Schriften stützt. "Es ist die Vorstellung der Menschen von einer göttlichen Existenz, die ihr eine Form, eine Größe und eine Farbe verleiht." Es gebe keine höheren oder niederen Götter. (Neues Deutschland, 18.5.99)

 Afghanistan

 (2766) Kabul. Die Taliban in Afghanistan gehen mit aller Härte gegen Menschen vor, die die strengen Regeln der radikalen Islamisten nicht einhalten. Im Süden des Landes wurden rasierte Männer mit Schlägen bestraft und Hochzeitsgäste festgenommen, weil auf der Feier Musik gespielt wurde. (WAZ, 13.11.98)

 

China

 (2767) Peking. Mitglieder der neuen Heilsbewegung Falun Gong veranstalteten eine der größten Demonstrationen, die China seit den niedergeschlagenen Studentenprotesten vor zehn Jahren gesehen hat. Die Bewegung gibt an, übernatürliche Energien freisetzen und Kranke heilen zu können. Die 1992 gegründete Sekte verbindet eine Form der traditionellen chinesischen Atemheiltechnik (Qigong) mit religiösen Elementen des Buddhismus und Taoismus sowie den Lehren ihres in den USA lebenden Meisters Li Hongzhi.

Die Demonstranten protestierten dagegen, dass das Buch des 47-jährigen in China verboten wurde. Wegen ihrer "abergläubischen Tendenzen" ist die Gruppe in einigen Provinzen für illegal erklärt worden. Li Hongzhi, der sich als ein höheres Wesen als Buddha ansieht, will seinen Anhängern übernatürliche Kräfte verleihen. Sein 1993 erschienenes Buch ist u.a. auch ins Deutsche übersetzt worden. Die Bewegung behauptet, 100 Millionen Anhänger weltweit zu haben. Deutschen Sektenbeauftragten sind bisher noch keine Probleme mit Falun Gong bekannt. (WAZ, 27.4.99)

 

 Philippinen

 (2768) Manila. Ex-Spice-Girl Geri Halliwell hat mit einer Kampagne für Kondome die katholische Kirche auf den Philippinen verärgert. "Wir wollen, dass sie mit ihrem Einsatz für Verhütungsmittel aufhört, denn das führt am Ende zur Befürwortung der Abtreibung", sagte der Sprecher der Bischofskonferenz Pedro Quitorio. Halliwell, weltweit bekannt als "Ginger Spice", ist zur Zeit im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) unterwegs, um Familienplanung und Geburtenkontrolle zu propagieren.

Obwohl die Bevölkerung der Philippinen jedes Jahr um 2,32 Prozent und damit stärker wächst als in den meisten anderen asiatischen Ländern, lehnt die katholische Kirche jede Geburtenkontrolle strikt ab. Das frühere Mitglied der Pop-Gruppe Spice Girls hatte sich in Kirchenkreisen schon zuvor mit einem Video unbeliebt gemacht, das die Sängerin als Nonne zeigt. Seit Oktober ist Halliwell Botschafterin des UN-Bevölkerungsfonds. Bewußt hatte sie sich bei ihrem ersten offiziellen Einsatz für die Philippinen entschieden. (Bonner Generalanzeiger, 16.6.99)

  

 

Afrika

 Ruanda

 (2769) Kigali. Überlebende des Völkermords vor fünf Jahren in Ruanda haben jetzt auch den Erzbischof von Kigali, Thaddee Ntihunyurwa, angeklagt. Sie beschuldigten ihn, an der Ermordung von Tutsis im Bezirk Cyangugu in den Monaten April bis Juli 1994 beteiligt gewesen zu sein, berichtete die Regierungszeitung "Imvaho Nshya". Kurz zuvor war der römisch-katholische Bischof von Gikongoro, Augustin Misago, festgenommen worden [vgl. MIZ 2/99, Meldung 2722] Ihm wird vorgeworfen, vor fünf Jahren zahlreiche Angehörige des Tutsi-Volkes an Hutu-Mordbanden ausgeliefert zu haben. Die Beschuldigungen gegen Ntihunyurwa wurden während der Umbettung von über 45 000 Tutsis in der Pfarrei Nyamasheke im Bezirk Cyangugu erhoben. Sie waren Opfer der früheren Hutu-Regierung, von Hutu- Milizen oder Dorfbewohnern. Der Vatikan hatte auf die Nachricht von der Festnahme Bischof Misagos mit "Schmerz und Bedauern" reagiert und von einer "Verletzung" für die gesamte katholische Kirche gesprochen. Eine von Ruanda geforderte offizielle Entschuldigung für die Beteiligung ihrer Geistlichen und Mitarbeiter an den Massakern hat Papst Johannes Paul II. bislang abgelehnt. (AOL-NewsBote, 29. 4.99)

 

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