IR 1/99

 

Europa

Deutschland

  (2634) Würzburg. Ausgerechnet auf dem Weg ins "Heilige Jahr 2000" stehen die deutschen katholischen Bischöfe vor der Zerreißprobe. Mit der in Kürze erwarteten Entscheidung über die vom Papst gerügte kirchliche Schwangerenberatung droht erstmals eine tiefe Spaltung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Deren Vorsitzender, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, will bei mehreren Spitzentreffen der Oberhirten die Einheit retten. In Kirchenkreisen weist alles daraufhin, daß das Gremium einen "Drahtseilakt" empfiehlt: Die Scheine bleiben - aber mit geändertem Text und konkreten Hilfsangeboten.Erst kürzlich betonte Lehmann, der Papst habe nur einen Schein "solcher Art" gerügt - nie aber ein Ende der Beratung verlangt. "Noch ist eine klare Mehrheit mit Lehmann für den Verbleib im staatlichen System", sagt ein DBK-Mitglied. Als Wackelkandidaten aber gelten die Kardinäle Joachim Meißner (Köln) und Friedrich Wetter (München) sowie die Bischöfe von Eichstätt, Speyer und Paderborn. Limburgs Oberhirte Franz Kamphaus "outete" sich als klarer Gegenspieler Dybas: Er will in jedem Fall die von Dyba als "Tötungslizenzen" bezeichneten Scheine in den Beratungsstellen weiter ausgeben. "Wir können nur hoffen, daß der Riß durch die Kirche nicht noch tiefer wird", sagt der Pressesprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK),Theodor Bolzenius. Das Spitzen-Gremium des Kirchenvolkes ist sich zwar in der strikten Ablehnung der Abtreibungspille "Mifegyne" (früher RU 486) mit den Bischöfen einig, verteidigt aber seit je vehement die Konfliktberatung von Schwangeren. Die Einführung der Abtreibungspille jedoch, so ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer, würde die Schwierigkeiten der Frauen im Schwangerschafts-Konflikt noch erhöhen.An der Basis laufen bereits Vorbereitungen für den "Notfall", daß die katholische Kirche aus der Schwangerschaftsberatung aussteigt.: So ruft die von der Amtskirche unabhängige Aktion "Frauenwürde" zu Spenden auf, um die gesetzliche Beratung selbst weiterzuführen. Auch der direkt dem Papst unterstellte "Deutsche Orden" bot sich an. (Frankfurter Neue Presse, 11.1.99)

 

(2635) München. Die Kirchen rechnen mit drastischen Auswirkungen der geplanten Steuerreform. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, kündigte Ende November letzten Jahres «schmerzhafte Einschnitte» wegen der zu erwartenden Einnahmeausfälle an. Auch Entlassungen oder die Schließung von Kindergärten wollte Kock in einem vorab veröffentlichten Gespräch mit dem Münchner Nachrichtenmagazin «Focus» nicht ausschließen. Kock räumte ein: «Noch sind wir eine relativ reiche Kirche in einem reichen Land.» Dennoch müßten viele Landeskirchen jetzt Leistungen einschränken oder abbauen, etwa bei den Ausbildungsangeboten oder Projekten der Diakonie. Das Vermögen der evangelischen Kirche werde überschätzt. «Wir verfügen nur über die uns gesetzlich zustehenden Rücklagen, die für drei Monate reichen», betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Die kirchlichen Bauwerke oder Grundstücke als Vermögen zu bezeichnen, wäre nach Ansicht Kocks «abenteuerlich», weil sie in den wenigsten Fällen in Geld umgewandelt werden könnten. (Yahoo, 28.11.98)

 

(2636) Hannover. In der Synode der hannoverschen Landeskirche ist es zu einer kontroversen Debatte über die Anstellung homosexueller Pastoren und Mitarbeiter gekommen. Ein Arbeitskreis der Synode zur "Lebensführung" der Mitarbeiter legte den Kirchenparlamentariern Ende November in Hannover einen Abschlußbericht vor, in dem das homosexuelles Verhalten in der Bibel "ausnahmslos negativ" bewertet werde. Dies dürfe nicht relativiert werden. Der Arbeitskreis empfahl, die Frage aufzuschieben und vom allgemeinen Diskussionsstand der Protestanten abhängig zu machen.

Der Synodale Klaus Brinker, der 1984 als Beamtenanwärter wegen seiner Homosexualität vom Pfarrdienst entlassen wurde, nannte den Bericht einen "Rückschritt". Wenn die Landeskirche jetzt nicht handele, bleibe sie "bei der Praxis der Berufsverbote" und verlängere "antihomosexuelle Einstellungen". Er kritisierte den Umgang des Arbeitskreises mit den Bibeltexten als "neuartige Form des Fundamentalismus". In die Auslegung biblischer Texte müsse die Lebenswirklichkeit der Gegenwart einbezogen werden. Die Betroffenen seien in dem Bericht nicht zu Wort gekommen.

Der Arbeitskreis war auf einen Beschluß der Synode vom November 1993 hin eingesetzt worden. Damals hatte die Synode mit einer Stimme Mehrheit an die Kirchenleitung appelliert, Arbeitsmöglichkeiten für homosexuelle Menschen in der Kirche zu eröffnen. (Top-News, 25.11.98)

 

 (2637) Bad Neuenahr. Die Entscheidung über die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften, um die seit zehn Jahren in der Evangelischen Kirche im Rheinland gerungen wird, ist vertagt worden. Mit überwältigender Mehrheit beschloß die Synode in Bad Neuenahr nach langer, kontroverser Diskussion, daß eine solche Segnung "zur Zeit" nicht möglich sei. Das gilt auch für verschieden geschlechtliche Lebensgemeinschaften ohne Trauschein. Mit diesem Beschluß trug die Synode der Mehrheit der Presbyterien Rechnung, die gegen eine Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften eintreten. In ihrem Beschluß stellt die Synode aber auch fest: "Wir erkennen an, daß Menschen auch in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften ihr Miteinander an Liebe und gegenseitiger Fürsorge, Verbindlichkeit, Verläßlichkeit und Ausschließlichkeit orientieren." (Kölnische Rundschau, 13.1.99)

 

(2638) Köln. Kardinal Meisner hat die geplante Einführung der Abtreibungspille Myfygiene (RU486) scharf kritisiert. Er verurteilte die Haltung der Regierung, die sich positiv zur Zulassung des Präparats geäußert hatte. Der Kölner Erzbischof erklärte im Dezember, wo eine Regierung "Tötungsmittel" propagiere, werde es menschlich kälter im Staat.

Meisner hatte die Abtreibungspille RU 486 indirekt mit dem zum Judenmord benutzten Gas "Zyklon B" verglichen. Der Kölner Erzbischof schrieb in der "Rheinischen Post", daß RU 486 kein Heilmittel sei, sondern "das genaue Gegenteil, nämlich ein chemisches Tötungsinstrument speziell für ungeborene Kinder". In der Nazi-Zeit seien "schlimmste Verbrechen durch den Einsatz chemischer Substanzen verübt worden". So sei es "eine unsägliche Tragödie, wenn sich am Ende dieses Jahrhunderts die chemische Industrie ein zweites Mal anschicken würde, in Deutschland ein chemisches Tötungsmittel für eine bestimmte gesetzlich abgegrenzte Menschengruppe zur Verfügung zu stellen".

Regierungsmitglieder reagierten auf die Äußerungen Meisners empört. So verurteilte Familienministerin Bergmann (SPD) die Haltung des Erzbischofs, die sich massiv gegen die Frauen richte. Die Grünen-Fraktionssprecherin Kerstin Müller bezeichnete in einem Interview mit der Westfälischen Allgemeinen Zeitung "den bischöflichen Versuch, die Pille in die Nähe des KZ-Vernichtungsgases Zyklon B zu bringen, als ungeheuerlich". Ausgelöst wurde die Diskussion durch das geplante Vorhaben des französischen Patentinhabers, Mitte Januar das Genehmigungsverfahren des Medikaments für den deutschen Markt einzuleiten. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7.12.98, 22.12.98, 4.1 99)

 

(2639) Köln. Der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner hat sich erneut kritisch zur Praxis von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland geäußert. In seiner Predigt zum Dreikönigstag im Kölner Dom zog er Parallelen zwischen dem von König Herodes befohlenen, biblischen Kindermord von Bethlehem und Abtreibungen in der heutigen Zeit.

Wörtlich sagte der Kardinal: "Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen läßt, dort verfehlt er sich immer am Leben selbst: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen ließ, heute unsere Gesellschaft, in der jährlich zirka 300.000 unschuldige ungeborene Kinder getötet werden." Die Schwangerschaftsabbrüche seien die Folgen "dieses anmaßenden Aufbegehrens gegen Gott", so Meisner. "Das sind nicht in erster Linie soziale Probleme, sondern theologische." Der Mensch dürfe sich nicht selbst zu Gott machen, "der sich Verfügungsrecht über seinen eigenen Leib und über das Leben anderer anmaßt". (Kölnische Rundschau , 7.1.99)

Anm. MIZ: Ob Frauen in Not auch der Meinung sind, ihre Probleme seien nur theologischer Art?

 

(2640) Stuttgart. Der seelsorgerische Dienst von Pfarrern im Krankenhaus wird nicht von allen Patienten geschätzt. Es kommt vor, daß Patienten den Besuch eines Geistlichen ablehnen, berichtet der katholische Seelsorger Georg Hummler. Jedoch sei das eher selten. Laut Kollege Hubertus Busch spiele der Glaube bei den ersten Besuchen aber kaum eine Rolle.

Bei schweren Gesprächen und in dramatischen Situationen profitieren die Seelsorger von ihrer zusätzlichen Ausbildung als Psychotherapeuten. Dennoch gebe es Unterschiede zwischen ihnen und den Psychologen, die in der Klinik arbeiten. Die Patienten sprechen sehr häufig ihre Schuldgefühle an'', betont Hummler. Denn auch jüngere Menschen deuten die Krankheit oft als Strafe für frühere Verfehlungen. (Stuttgarter Zeitung, 18.1.99)

Anm. MIZ: Bei all dem darf man nicht vergessen, daß den Patienten diese Schuldgefühle (Krankheit als Strafe für Sünden) erst von der Kirche und ihren Hirten eingeredet worden ist. Das Verhalten der Kirche, Schuldgefühle zunächst zu erzeugen, um sie dann therapieren zu können, erinnert an einen alten Chaplin-Film, in dem ein Glaser sein Geschäft dadurch ankurbelte, daß er Scheiben einschmeißen ließ.

 

(2641) Bonn. Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche ist 1997 um sieben Prozent im Vergleich zu 1996 gesunken. Insgesamt kehrten 123.813 Menschen vor zwei Jahren der katholischen Kirche den Rücken, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte. Den Meldungen zufolge stieg zwar die Zahl der «Taufen und weiterer Aufnahmen» um 4.000 oder knapp 30 Prozent auf 15.150, es bleibt aber ein deutlicher Negativsaldo.

Jeder Dritte in Deutschland ist der kircheneigenen Statistik zufolge katholisch. Bundesweit liegt die Quote bei 33,4 Prozent, im Westen bei 40,7 Prozent und im Osten einschließlich Berlin bei 6,2 Prozent. Vom Gottesdienst halten diese Christen offenbar immer weniger, denn die Statistik der Bischofskonferenz weist auch eine abnehmende Quote der Kirchenbesucher aus. An einem normalen Sonntag kamen demnach 4,8 Millionen Katholiken oder 17,6 Prozent in die Kirchen. 1996 waren es noch 18 Prozent. (Yahoo, 23.11.98)

 

(2642) Bonn. Bundesinnenminister Schily (SPD) hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen, moslemischen Religionsgemeinschaften den gleichen Status einzuräumen wie den christlichen Kirchen. Dann gäbe es für die Regierung feste Verhandlungs- und Ansprechpartner, sagte Schily dem "Focus". Die anerkannten islamischen Religionsgemeinschaften könnten auch gewährleisten, daß der Islamunterricht in Deutschland nicht dem deutschen Rechtsverständnis zuwiderlaufe. Auch private Schulen in islamischer Trägerschaft halte er prinzipiell für denkbar. (Westfälische Allgemeine Zeitung, 30.11.98)

 

(2643) Köln. Die Auftritte als selbsternannter "Erzbischof der Unabhängigen katholischen Kirche" kommen einen 24-jährigen Angestellten aus Siegburg teuer zu stehen. Das Amtsgericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 4200 Mark, weil der Angeklagte durch einen selbstverfaßten Hirtenbrief Verwechslungen provoziert habe. Der falsche Bischof berief sich auf die Religionsfreiheit. Er sei von seiner Kirche, die aus acht Mitgliedern bestehe, als Bischof geweiht worden. (diesseits, 4/98)

 

(2644) Rottenburg. Das '' Vater unser'' ist nach den Worten des Rottenburger Bischofs Walter Kasper die Antwort auf die ''vaterlose Gesellschaft''. In einer Gesellschaft, die ihre Herkunft nicht mehr kenne und unsicher in bezug auf die Zukunft ihrer Werte sei, müsse das Gebet neu entdeckt werden, sagte Kasper anläßlich seines Neujahrsempfangs. Er zeigte sich beunruhigt über Politiker, die sich nur noch auf sich selbst verlassen und keine göttliche Autorität mehr über sich gelten lassen wollen. Gerade das 50jährige Bestehen des Grundgesetzes gebe Anlaß, über die in der Präambel genannte Verantwortung vor Gott nachzudenken. (Stuttgarter Nachrichten, 8.1.99)

Anm. MIZ: Nach 50 Jahren sollte wirklich über den Gottesbezug in der Präambel im Grundgesetz nachgedacht werden. Er schließt einen nicht unbeträchtlichen Teil der Bevölkerung aus, der sich nicht über ein höheres Wesen definiert.

 

(2645) Mannheim. Den baldigen Weltuntergang hatte die als "Uriella" bekannte Sektenführerin Erika Bertschinger-Eicke (69) zu Prozessbeginn prophezeit, aber auch ihre glückliche Rettung durch ein Raumschiff vorhergesehen. Die Welt ging jedoch nicht unter und "Uriella" wurde als Steuersünderin verurteilt.

Mit einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten sowie einer Geldstrafe von 100 000 DM bestrafte die Wirtschaftskammer des Landgerichts Mannheim die von Uriella im Prozess gestandene Steuerhinterziehung in einer Größenordnung von 1,2 Mio DM. Dabei berief sich die Chefin der etwa 700 Mitglieder starken Sekte "Fiat Lux" (Es werde Licht) darauf, sie habe stets nur "den göttlichen Gesetzen entsprechend gehandelt". [Das muß das 11. Gebot sein: Du sollst Steuern hinterziehen!, Anm. MIZ] Doch das sah das Gericht trotz der Proteste von etwa 50 Sektenmitgliedern anders. Der unverzollte Import von angeblichen Heilmitteln, Kosmetika und anderen Waren aus der Schweiz sei ein klarer Fall von Schmuggel, auch wenn die Kuriere "Uriellas" in dem Glauben gehandelt hätten, diese Transporte seien "gottgewollt".

Für Erika Bertschinger-Eicke, die in Deutschland lebt und in der Schweiz als "Geistheilerin" arbeitet, war dieser Prozeß nicht die erste Begegnung mit irdischer Gerechtigkeit. 1996 mußte sie sich in Waldhut-Tiengen verantworten - unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Damals wurde ihr vorgeworfen, die ärztliche Betreuung von drei schwerkranken Frauen verhindert zu haben. Zwei Frauen waren gestorben. Das Gericht sprach "Uriella" aus Mangel an Beweisen frei. Jetzt könne sie sich wieder um Kranke kümmern, so "Uriella" nach dem gestrigen Urteil. Vielleicht nicht sehr lange. Ehemann Eberhard alias "Icordo" nannte mal wieder ein neues Datum für den Weltuntergang - 1999. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 23.12.98)

 

(2646) Bielefeld. Im Rahmen der Ermittlungen gegen genossenschaftliche Geldinstitute hat die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Bielefeld die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn durch die Steuerfahndung durchsuchen lassen und Unterlagen über Luxemburg- und Schweizgeschäfte sichergestellt. Es besteht der Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. (Freies Denken, 1/99)

 

(2647) Darmstadt. Für Hellseher war 1998 ein rabenschwarzes Jahr. Von den 68 Zukunftsprognosen, die Wahrsager, Astrologen, Kartenleger und andere "Propheten" zum Jahresbeginn gestellt hatten, traf so gut wie keine zu. Das stellt das "Forum Parawissenschaften" in Sandhausen bei Heidelberg zum Jahresende fest. Erneut hätten sich Wahrsager als Versager erwiesen, bilanziert der Sprecher des Wissenschaftler-Verbundes, Edgar Wunder.

Vor allem bei politischen Prophezeiungen zeigten Deutschlands Wahrsager wenig Gespür. Kein einziger der 21 von dem Forum überprüften Hellseher habe das rot-grüne Bündnis in Bonn korrekt vorausgesagt. Im Gegenteil: Astrologin Monika Transier sah nach ihren langjährigen Sterndeutungen einen erneuten Wahlsieg für Helmut Kohl. Dagegen wurden für Schröder von Medienastrologe Winfried Noe nur "Fehlschläge" und "schlechte Aspekte" orakelt. Ebensowenig treffsicher erwiesen sich die Prophezeiungen der nationalen Hellseher-Gemeinde beim Thema Fußball. Die Astrologen Dieter Hempel und Monika Transier waren sich fälschlicherweise sicher: "Berti Vogts führt seine Fußballspieler zum Weltmeistertitel." Als unzutreffend erwies sich auch die Vorhersage des Astrologen Noe, der Formel-1-Fahrer Michael Schumacher werde erneut Weltmeister. Gleiches gilt für die Weltuntergangsszenarien, die von zahlreichen Hellsehern - zum Teil Jahrzehnte im voraus - für 1998 "vorhergesehen" worden waren. Sie blieben allesamt aus.

"Es ist mir rätselhaft, wie nach einem derartigen Prognose-Fiasko noch irgend jemand an solche Prophezeiungen glauben kann", sagte Wunder. Dabei seien die wirklich überraschenden Ereignisse des Jahres 1998 - etwa das Zugunglück von Eschede oder das Grubenunglück von Lassing - von keinem "Hellseher" vorausgesagt worden. (www.spiegel.de , 29.12.98, Westdeutsche Allgemeine Zeitung , 29.12.98)

 

(2648) Bonn. Eine stärkere Trennung von Kirche und Staat wird nach dem Religionssoziologe Michael N. Eber in den nächsten Jahren auf der Tagesordnung stehen. Der staatliche Einzug der Kirchensteuer etwa sei mit der einfachen Mehrheit des Bundestages abschaffbar. Die Grünen würden darauf drängen, die PDS, FDP und Teile der SPD sind auch dafür. Somit könnte es zu einer großen Koalition für eine schärfere Trennung kommen, so der Wissenschaftler. (TAZ, 24. Dezember 1998)

 

(2649) Frankfurt. Wenige Tage vor Weihnachten hat das Oberlandesgericht Frankfurt den Vornamen Jesus für zulässig erklärt. Standesämter dürften den Eltern die Eintragung des Namens nicht mit dem Hinweis auf die Verletzung religiöser Gefühle verweigern, so das Gericht. (Westfälische Allgemeine Zeitung, 22.12.98)

 

 

Schweiz

(2650) Zürich. Die Schweizer Theologin Katharina Hoby ist 36 Jahre alt, lebensfroh und attraktiv - zu attraktiv für die Kanzel des ehrwürdigen Züricher Großmünsters. Eine Teilzeitstelle als Pfarrerin wurde Hoby von der Kirchenpflege kürzlich verweigert. Begründung: Sie erfülle die Bewerbungskriterien nicht. Psychotherapeutin Therese Augsburger, Mitglied der Großmünster-Gemeinde, sieht in der schönen Pfarrerin das Opfer einer modernen Hexenjagd. "Mit Frau Hoby hat die Kirche eine Hexe mehr, die verbrannt werden muss, weil sie ein sichtbares Symbol für das Leben ist."

Zürichs "Tages-Anzeiger" erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der Zwist nicht zufällig gerade im Großmünster ausgebrochen ist. Dort begann Ulrich Zwingli an Neujahr 1519, seine neue Glaubenslehre zu predigen. Der eidgenössische Reformator verdammte jedes Freizeitvergnügen, erhob rigide Kleidervorschriften und "Sittenmandate". (Westfälische Allgemeine Zeitung , 23.1.99)

 

Frankreich

(2651) Paris. Muslimische Mädchen dürfen in französischen Schulen keinen Schleier tragen, denn das symbolisiert ihre Unterordnung unter den Mann. So Innenminister Jean-Pierre Chevenement jetzt zu dem neuen Kopftuchstreit. Er erläuterte, man könne Franzose und Muslim sein, aber der Schleier verhindere die Integration in die französische Gesellschaft. (Radio Vatikan, 10.-13.1.99)

 

Grossbritannien

(2652) London. Zum 50. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte haben die katholischen Bischöfe von England und Wales sich in einem am 10.12. veröffentlichten Schreiben zu einem vielfältigen Versagen der Kirche in der Geschichte ihres Landes bekannt. Zudem ließen sie wissen, daß die Verteidigung der Menschenrechte eine religiöse Verpflichtung für alle Katholiken ist. Mit Blick auf die eigene Geschichte, heißt es in dem Schreiben, müsse anerkannt werden, daß im Namen der katholischen Religion schreckliches Unrecht begangen wurde. Gleichzeitig aber stellten die Kirchenmänner in dem Papier fest, daß sie sehr wohl wissen, was es heißt über die Jahrhunderte der eigenen Rechte beraubt gewesen zu sein. Kirchlich Verantwortliche, so heißt es weiter, müßten ihr eigenes Vorgehen überprüfen, um sicherzustellen, daß die Menschenrechte bei allem Handeln, im Wort wie im Geiste, beachtet werden. (Radio Vatikan, 10.-12.12.98)

 

(2653) Cardiff. "Den Weihnachtsmann gibt es nicht", hatte Pfarrer Wade McLennan aus Wales seinen erstaunten Schützlingen im Religionsunterricht erklärt. Tränenüberströmt rannten die Achtjährigen nach Hause. "Sie haben kein Recht, den Kindern das Fest zu verderben!" beschimpften die empörten Eltern den Geistlichen. "Ich wollte ihnen nur die Wahrheit sagen", verteidigte sich McLennan. "Der Grund für Weihnachten ist Jesus!"

(Berliner Kurier, 17.12.98)

 

Vatikan

(2654) Vatikanstadt. Papst Johannes Paul II. hat am 5.12. vor dem Mißbrauch des Rechts gewarnt. Die Vereinigung katholischer Juristen Italiens erinnerte er daran, daß das Recht unter der Herrschaft von Diktatoren zu Instrumenten der Unterdrückung geworden sei. Recht dürfe man nicht nur positivistisch und nach dem Buchstaben verstehen. In diesem Zusammenhang lobte der Papst den Kampf der katholischen Juristen Italiens gegen das Recht auf Ehescheidung und Abtreibung. Angesichts von schweren Menschenrechtsverletzungen in allen Teilen der Welt trotz ihrer feierlichen Verkündigung, müßten die Juristen heute vor allem für ihre Respektierung kämpfen, so der Papst. (Radio Vatikan, 5.12.98)

 

(2655) Vatikanstadt. Am ersten Adventssonntag hat Papst Johannes Paul II. mit der feierlichen Übergabe der "Verkündigungsbulle des großen Jubiläums 2000" offiziell das Jahr 2000 zum Heiligen Jahr erklärt. Das christliche Jubiläumsjahr - Rom erwartet dazu rund 30 Millionen Pilger und Touristen - dauert vom 24. Dezember 1999 bis zum Dreikönigstag am 6. Januar 2001. Das hat der Papst in der Bulle so festgelegt. Er wünscht sich zum Jubiläum "eine neue Kultur internationaler Solidarität und Zusammenarbeit". Besonders die reichen Länder sollten Verantwortung für ein Wirtschaftsmodell übernehmen, das jedem Menschen diene. Johannes Paul wünscht sich auch einen weiteren Schritt voran im Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. Und streng verlangt er erneut, die Kirche selbst müsse im Jahr 2000 für die "Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart" Vergebung erflehen. Bisher hatte sich der Papst - aufgrund innerkirchlicher Auseinandersetzungen, wie die Zeitung Repubblica kommentierte - zurückhaltend zu dem geplante Schuldbekenntnis für die Verfolgung Andersgläubiger geäußert. (vgl. MIZ 4/98, Meldung 2612)

In der Bulle erfolgen Anweisungen "für die Erlangung des Jubiläums-Ablasses". Der "Sünden-Ablass" sei u.a. mit Wallfahrt, Kirchgang, Kommunion und Beichte zu erlangen. Die Gläubigen werden in dem Papstschreiben bereits jetzt gemahnt, dann Buße zu tun. Sie sollen einen Tag lang auf "weltliche Laster" wie Rauchen und Alkohol verzichten sowie das gesparte Geld zu wohltätigen Zwecken spenden.

In Rom stießen die Anweisungen auf Kritik. Das seien "Regeln für einen Platz im Paradies", meint spöttisch die Zeitung "La Repubblica". Sie hält diese Regeln teilweise für überholt. Und sie zitiert Martin Luther, der sich vor allem wegen der Ablassgeschäfte - dabei wurden Ablassbriefe verkauft - von der katholischen Kirche abwandte. (Westfälische Allgemeine Zeitung, 30.11.98, 1.12.199)

 

(2656) Vatikanstadt. In der 2000jährigen Geschichte der katholischen Kirche hat kein Oberhaupt so oft Heilig- und Seligsprechungen durchgeführt wie Johannes Paul II. In den bisher 20 Jahren seines Pontifikats hat der polnische Papst insgesamt 280 Frauen und Männer zu Heiligen und 805 weitere zu Seligen erklärt. Dies entspricht ziemlich exakt der Zahl, die seine sämtlichen Vorgänger seit 1592 zusammen erreicht haben. Spötter in der Kirche sprechen drum von einer Inflation oder einer Heiligenfabrik; erst recht fragen Andersgläubige, die eine Heiligenverehrung nicht kennen, oder agnostische Freigeister, was mit der Mystifizierung so vieler Märtyrer und tugendhafter Katholiken wohl bezweckt werde.

Hört man dazu den Jesuiten-Pater und Theologie-Professor Peter Gumpel, so enthüllt sich eine Strategie katholischer Globalisierung und Mobilisierung, die auf einzigartige Weise den Wunderglauben frommer Überlieferung mit heutigem wissenschaftlichem Anspruch verquickt. Johannes Paul II. hält es für nötig, den mehr als einer Milliarde Katholiken in aller Welt neue konkrete Vorbilder einer christlichen Lebensweise vor Augen zu stellen. Mit Blick auf das große Jubiläum des Jahres 2000, das Anstoß für eine religiöse Erneuerung der Kirche sein soll, läßt er das amtliche Verzeichnis der Heiligen überarbeiten und darin auch christliche "Helden" der Gegenwart aufnehmen, alte Bekannte könnten bald daraus verschwinden. (Süddeutsche Zeitung, 5.1.99)

 

(2657) Vatikanstadt. Der oberste Glaubenshüter des Vatikans, Kardinal Jodeph Ratzinger, hat die Bischöfe dazu aufgerufen, die Meßfeier in lateinischer Sprache "wiederzuentdecken". Die "wilde Kreativität" nach dem Zweiten Vatikanischen Konzi(1962-1965) habe "das Mysterium des Heiligen zunichte gemacht", sagte Ratzinger. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 22.12.98)

 

Nordamerika

USA

(2658) Washington. Der im Rahmen eines Euthanasieprogramms herbeigeführte Tod eines Mannes live auf dem Bildschirm hat in den USA nicht nur die Debatten über die Sterbehilfe wieder angeheizt. Die Direktübertragung hat auch die Diskussion über die ethische Verantwortung der Medien entfacht.

Die Katholische Kirche setzte sich an die Spitze derer, die empört dagegen protestierten, daß sich das renommierte Fernsehmagazin «60 Minutes» in die Kampagne des umstrittenen Pathologen Jack Kevorkian für eine «humane Euthanasie» einspannen ließ.

Kardinal James Hickey rief die Gläubigen dazu auf, mit einer Briefkampagne zu reagieren. Es sei nicht hinnehmbar, jemanden im Fernsehen «zu ermorden«, sagte seine Sprecherin. Euthanasie dürfe nicht wie Abtreibung «kulturell akzeptabel» werden.

Aber auch in den Medien und in den journalistischen Fakultäten der Hochschulen gab es kritische Stimmen. Mehrere Stationen des US-Fernsehsenders CBS entschieden sich, den Beitrag nicht auszustrahlen. Der «Boston Globe« nannte ihn in einem Leitartikel

eine "Schande" und "einen Akt der Barbarei". Hunderte von Zuschauern riefen CBS nach der Ausstrahlung am 22. November an, die meisten beschwerten sich. (web.de, 29.11.98)

 

(2659) Sacramento. Mehr als 90 Pfarrer der methodistischen Kirche in den USA haben demonstrativ an einer christlichen Segnung für ein lesbisches Paar in der kalifornischen Stadt Sacramento teilgenommen. An der feierlichen Begründung einer «heiligen Union» zwischen beiden Frauen im Versammlungszentrum der United Methodist Church wohnten mehr als 1.000 Menschen bei. Die anwesenden Pfarrer sprachen gemeinsam den Segen über das Paar.

Die Methodisten haben die Segnung der Partnerschaft von Homosexuellen 1996 verboten, so daß die teilnehmenden Pfarrer jetzt mit Strafmaßnahmen rechnen müssen. Mit 8,5 Millionen Mitgliedern ist die United Methodist Church nach der Southern Baptist Convention die zweitgrößte protestantische Kirche in den USA. (Yahoo Schlagzeilen, 17.1.99)

 

(2660) Washington. Der US-Kongreß hat ein Gesetz über "internationale Religionsfreiheit" verabschiedet, das in bestimmten Fällen Sanktionen gegen Staaten ermöglicht, die gegen dieselbe verstoßen. Initiiert wurde das Gesetz von der rechtsorientierten Christian Coalition des protestantischen Fundamentalisten Pat Robertson. Beobachter gehen davon aus, daß die Heraushebung der Religionsfreiheit aus dem Katalog der Menschenrechte betrieben wurde, um die als Missionstätigkeit deklarierten politischen "Kreuzzüge" der Organisation abzusichern. Zukünftig wird es eine eigene Kommission geben, die (neben dem traditionellen Bericht zur Lage der Menschenrechte durch das amerikanische Außenministerium) die Situation der Religionsfreiheit untersuchen wird. Länder, die dabei negativ auffallen, müssen mit Strafmaßnahmen rechnen (von "Ermahnungen" bis hin zur Verweigerung von IWF-Krediten). (Frankfurter Rundschau, 13.10.1998)

 

Lateinamerika

Chile

(2661) Santiago. Die katholische Kirche setzt sich für die Befreiung des ehemaligen Diktators, Augusto Pinochet, ein. Dies erklärte der Kardinal Jorge Medina am vorletzten Tag des Jahres 1998 gegenüber der chilenischen Zeitung "La Cuarta de Santiago". Weiterhin bestätigte der Geistliche, daß mehrmals über die Befreiung Pinochets diskutiert wurde. "Wir hoffen, daß dieser diskrete Einsatz positive Resultate erzielen wird", so Kardinal Medina. (Die Atheistenseite, 7.1.99)

 

Asien

Israel

(2662) Jerusalem. Das Wort «Gott» darf auf dem Computer gelöscht werden, ob von der Festplatte oder auf dem Bildschirm. Das hat jetzt einer der führenden orthodoxen Rabbiner Israels bekanntgegeben. Mosche Schaul Klein veröffentlichte seine Entscheidung in der Computerzeitschrift «Mahscheva Tova», die sich an orthodoxe Juden richtet. Er antwortete auf die Frage eines Lesers, der sich Sorgen machte, ob das ansonsten verbotene Löschen des Wortes «Gott» und seiner Variationen auch für den Computer gilt. «Die Buchstaben auf dem Computerbildschirm bestehen aus Pixel, das heißt aus Lichtpunkten», erläuterte auf Anfrage ein Assistent des Rabbiners, Jossef Hajad. «Selbst auf der Festplatte ist es nichts als eine Ansammlung von Einsen und Nullen». Das gedruckte Wort «Gott», auf hebräisch Jahwe, muß dem jüdischen Gesetz zufolge aufbewahrt oder aber rituell beerdigt werden. (Reformierte Presse, 12.1.99)

Anm. MIZ: Oh "Gott", oh "Gott", oh "Gottogott"! (Bitte schicken Sie diese MIZ einem Orthodoxen. Der muß sie nun aufbewahren. Oder ordentlich beerdigen).

 

Saudi-Arabien

(2663) Riad. In Saudi-Arabien verbietet ein islamisches Dekret die Ausrichtung von Feiern zu Geburtstagen, Jubiläen und anderen weltlichen Anlässen. Es seien Flugblätter mit entsprechendem Inhalt verteilt worden, berichteten Bürger der Hauptstadt Riad. Private Feiern seien ketzerisch, so das Dekret. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 5.1.99)

 

Afghanistan

(2664) Kabul. Osama bin Laden rasselt wieder mit dem Säbel: Für ihn sei es eine "religiöse Pflicht" zu versuchen, Massenvernichtungswaffen in die Hände zu bekommen, erklärte der von den USA und Saudi-Arabien als Terrorist gesuchte Multimillionär.

Vier Monate nachdem die USA einige seiner Lager in Afghanistan bombardierten, meldete sich der gegenwärtig meistgesuchte Terrorist der Welt damit zurück. "Amerikaner und Briten haben die Entscheidung ihrer Regierungen gebilligt, den Irak anzugreifen", erklärte der 41-jährige gegenüber einem pakistanischen Journalisten, der das Gespräch an einen US-Fernsehsender, eine arabische Tageszeitung und an das pakistanische Blatt "The News" weitergab. Moslems in aller Welt sollten deshalb "amerikanische und britische Interessen angreifen", verkündete der Sohn eines schwerreichen saudi-arabischen Bauunternehmers.

Osama bin Laden wird von Washington vorgeworfen, für zwei Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im August verantwortlich zu sein, bei denen 250 Menschen ums Leben gekommen waren. Er bestritt jede Mitverantwortung, bedauere die Anschläge aber nicht und kenne einige der Hinterleute: "Das waren wahre Männer."

Das Interview fand am Heiligen Abend in einem Zelt in der Wüste außerhalb der südafghanischen Stadt Kandahar, dem Sitz der radikal-islamischen Taliban-Milizen, statt. Mullah Mohammad Hassan Rehmani, der Gouverneur der Region, hatte erst wenige Tage vor dem Auftritt von Osama Bin Laden erklärt: "Osama Bin Laden ist unser Gast. Aber wir haben sichergestellt, daß er keine Terroraktionen planen und daß er keine öffentlichen Erklärungen abgeben wird."

Die Taliban-Milizen, die mittlerweile rund 70 bis 80 Prozent des afghanischen Territoriums kontrollieren, sind untereinander über die Behandlung von Osama bin Laden zerstritten. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 28.12.98)

 

Iran

(2665) Teheran. Das Oberhausener Gastspiel beim Theaterfestival in Teheran ist bei einem Teil des muslimischen Publikums wegen zweier unbekleideter Männer-Oberkörper auf Protest gestoßen. Die Mehrheit der Zuschauer, so betonten Kenner des Iran, stehe westlichen Theaterformen durchaus offen gegenüber. Die Oberhausener Gäste haben die in ihrem Verständnis keineswegs anstößige Szene inzwischen gestrichen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass religiöse Fundamentalisten auch auf diesem Forum den mühsamen Weg der Integration zu blockieren trachten. (WAZ / 27.1.99)

 

 

Indonesien

(2666) Jakarta. Die Bischofskonferenz hat jetzt eine Beteiligung im kürzlich gegründeten staatlichen Sicherheitsrat abgelehnt. Das von Präsident Yussuf Habibie ins Leben gerufene Gremium soll die innerstaatliche Stabilität wiederherstellen. Nach indonesischen Presseberichten vom 18.12. erklärten die Oberhirten zur Begründung, die katholische Kirche verbiete den Geistlichen eine Einmischung in staatlichen Angelegenheiten. (Radio Vatikan, 17.-19.12.98)

 

China

(2667) Peking. Der Religionsbeauftragte der Regierung hat jetzt in Peking das US-amerikanische Gesetz gegen Religionsverfolgung heftig kritisiert (vgl. Meldung ???) Am Vorabend der Wiederaufnahme der chinesisch-amerikanischen Gespräche über Menschenrechte verurteilte der Regierungsvertreter das Gesetz, nach dem Staaten wirtschaftlich gestraft werden können, wenn sie die Religionsfreiheit einschränken. Peking widersetze sich energisch jeder Einmischung von außen, hieß es. (Radio Vatikan, 10.-13.1.99)

 

 

Kasachstan

(2668) Astana/Akmola. Zwischen Kasachstan und dem Vatikan ist ein Staatsvertrag abgeschlossen worden. Im größten Land Zentralasiens, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung sich zum Christentum bekennt, wird die katholische Kirche zukünftig "große Freiheiten für ihre Arbeit im Sozial-, Erziehungs-, Gesundheits- und Caritas-Bereich" erhalten. Der Kirche wird Zugang zu den Medien zugesichert, im kulturellen Bereich wollen Staat und Kirche zusammenarbeiten. Dies ist der erste Vertrag dieser Art mit einem aus der Sowjetunion hervorgegangenen Staat. Ein Sprecher des Vatikans äußerte die Hoffnung, daß der Vertrag Mustercharakter für andere Länder haben werde. (Süddeutsche Zeitung, 25.9.1998)

 

 

Afrika

Simbabwe

(2669) Harare. Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat die Einrichtung einer Sonderkommission zur Mitwirkung der Orthodoxen beschlossen. Das je zur Hälfte mit Vertretern orthodoxer Kirchen und anderer Mitgliedskirchen besetzte Gremium solle den Wunsch der Orthodoxen nach mehr Mitwirkungsmöglichkeiten prüfen und Vorschläge zu entsprechenden Strukturveränderungen machen, so die Vollversammlung am 12. Dezember in der simbabwischen Hauptstadt Harare.

Die orthodoxen Kirchen beklagen eine Dominanz protestantisch-liberaler Kirchen aus dem Westen im ÖRK. Zwei orthodoxe Kirchen, die georgische und die bulgarische, haben sich aus diesem Grund bereits vom ÖRK zurückgezogen. Andere drohten ebenfalls mit Austritt, falls die Orthodoxen künftig nicht in den Gremien angemessen beteiligt würden. Inhaltlich sind vor allem die Frauenordination sowie der Umgang mit Homosexualität zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen strittig. (Evangelischer Pressedienst (epg), 12.12.98)

 

(2670) Harare. Sidney Chung von der interreligiösen Organisation Sukyo Mahikary in London forderte auf einer Veranstaltung des Weltkirchenrates, daß regelmäßige Beter von ihrer Krankenversicherung einen Rabatt erhalten sollten. Beten hätte eine große heilende und gesundheitserhaltende Kraft, sagte Chang. Weiter ließ er verlauten, daß ein weltweiter Gebetskreis von Gläubigen aller Religionen kraftvolle positive Vibrationen hervorrufen könne. Leider konnte Chang seinen Vortrag nicht selbst zu Ende führen. Wegen Atemnot mußte er das Manuskript vorlesen lassen. Dem Kommentar der atheistischen Website Gegen den Strom ist nichts hinzuzufügen: "Mehr beten, Junge!" (Gegen den Strom, 3.1.99)

 

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