Salomons Homepage: Hoffnung Mensch |
Michael
Schmidt-Salomon
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Wir sind besser als wir glauben Ist der Mensch tatsächlich nur ein »fataler Irrläufer der Natur«, um den es nicht schade wäre, würde er von der Erde verschwinden? Nein, sagt Philosoph und Bestsellerautor Michael Schmidt-Salomon: Denn die biologische und kulturelle Entwicklung unserer Spezies zeigt, dass wir das Potenzial haben, immer besser, immer »humaner« zu werden. Ein beeindruckendes, augenöffnendes Plädoyer für den Glauben an die Menschheit. (Klappentext des Piper-Verlags) Buchcover
(mit Klappentexten, pdf) Der
Mensch ist das mitfühlendste, klügste, fantasiebegabteste,
humorvollste Tier auf diesem Planeten. Er
hat Kunstwerke von atemberaubender Schönheit hervorgebracht
und raffinierteste Methoden entwickelt, um die Geheimnisse des Universums zu lüften. Nie zuvor gab es ein Lebewesen, das sich
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 Kapitel 2
Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6
Kapitel 7 Kapitel 8 Dank
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Vorwort: Abschied vom Zynismus Es ist so leicht, Zyniker zu sein. Unendlich viele Gründe sprechen dafür, die Menschheit zu verachten. Man werfe nur einen Blick in die Geschichte. Oder in die Reality-Soaps, die Tag für Tag über unsere Bildschirme flimmern. Haben diejenigen nicht furchtbar Recht, die den Menschen als „fatalen Irrläufer der Evolution“ beschreiben? Wäre es nicht ein Segen für die Erde, wenn sie sich endlich von dem „Krebsgeschwür Menschheit“ befreien könnte? Sollten wir dem „Untier Mensch“ auch nur eine müde Träne nachweinen? Sätze wie diese gehen uns leicht von der Hand. Wie auch könnten wir angesichts der unzähligen Belege, die unsere Unzulänglichkeit, unsere Wahnanfälligkeit, unsere Grausamkeit dokumentieren, den Glauben an die Menschheit aufrechterhalten? Nicht ohne Grund ist der Zynismus die große intellektuelle Verführung für jeden, der sich ernsthaft mit der Geschichte und Gegenwart unserer unglückseligen Spezies beschäftigt. Denn er verhindert bereits im Ansatz die schmerzliche Diskrepanz zwischen den hochtrabenden Idealen, die wir vertreten, und den bitteren Realitäten, die wir erzeugen, indem er die hehren Ideale von Vornherein als utopisch verwirft. Subjektiv ist das durchaus entlastend: Wer den Glauben an die Menschheit ohnehin verloren hat, kann durch nichts und niemanden mehr enttäuscht werden. Durch seine Illusionslosigkeit wirkt der Zyniker reif, überlegen, abgeklärt, ja: vernünftig – und doch beruht gerade der Zynismus auf einer totalen Bankrotterklärung der Vernunft, nämlich der Überzeugung, dass vernünftige Argumente nichts, aber auch rein gar nichts, am Lauf der Dinge ändern können. Zyniker zu sein, bedeutet, vorauseilend vor der Irrationalität der Welt zu kapitulieren, um sich den eigentlichen Herausforderungen des Menschseins gar nicht erst stellen zu müssen. Warum auch sollte man sich für „höhere Ziele“ einsetzen, wenn man sowieso davon ausgehen muss, dass sich ein solcher Einsatz niemals lohnt? Das zynische Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen: „Rien ne va plus!“ – „Nichts geht mehr!“, kichern die selbstzufriedenen Bankrotteure der Vernunft – erleichtert, dass ihnen die Bürde, Geschichte humaner zu gestalten, von der schmalen Schulter genommen wurde. Zyniker sind auf einem Auge blind, weshalb sie nur die Schattenseite der menschlichen Existenz erkennen können. Tragischerweise wirkt diese Wahrnehmungsverzerrung im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Denn wer ohnehin nicht damit rechnet, dass sich die Verhältnisse je zum Besseren hin ändern können, wird auch nichts dafür tun, dass sie sich je zum Besseren hin ändern werden, wodurch die ursprüngliche, zynische Annahme bestätigt wird. Ein Teufelskreis. Michelangelo hatte Recht: „Die größte Gefahr für die meisten von uns ist nicht, dass wir hohe Ziele anstreben und sie verfehlen, sondern dass wir uns zu niedrige setzen und sie erreichen.“ Dies gilt für uns als Individuen, aber auch für die menschliche Spezies als Ganzes: Wenn wir unsere Potentiale unterschätzen, werden wir sie auch nicht entfalten können und notgedrungen unter unseren Möglichkeiten leben. Daher sollten wir uns davor hüten, uns selbst in zynischer Weise kleinzureden. Die beste Medizin gegen die vorauseilende Resignation des Zynismus besteht darin, sich an jenen zu orientieren, die die besten Seiten der Menschheit zum Vorschein gebracht haben – und genau darum wird es im vorliegenden Text gehen: Thematisierte mein letztes Buch Keine Macht den Doofen die unerträgliche Penetranz menschlicher Dummheit in Geschichte und Gegenwart, handelt dieses von der heilenden Wirkung menschlicher Klugheit, von der Güte, dem Einfühlungsvermögen, der Kreativität, durch die sich unsere oft verkannte Spezies eben auch auszeichnet. Denn so seltsam es auch klingen mag: Von seiner Veranlagung her ist der Mensch das mitfühlendste, klügste, fantasiebegabteste, humorvollste Tier auf dem gesamten Planeten. Die Natur hat uns ganz besondere Talente in die Wiege gelegt, auch wenn wir es bisher nur selten verstanden haben, diese Talente sinnvoll zu nutzen. Doch wenn dies geschah, kam es zu jenen wunderbaren Momenten, in denen die Natur sich gewissermaßen selbst überschritt. „Mutter Natur“ war dies freilich völlig schnuppe – uns aber sollte es keinesfalls egal sein: Immerhin hat die Evolution Jahrmilliarden gebraucht, um ein Wesen hervorzubringen, das in der Lage ist, den evolutionären Prozess zu durchschauen. Schon allein deshalb wäre es schade um uns, würden wir vorzeitig von der Bühne des Lebens abtreten. Wer dies verneint und glaubt, man müsse der Menschheit bei ihrem finalen Abgang keine müde Träne nachweinen, hat, wie ich meine, die großartigen Seiten dieser Spezies nur noch nicht entdeckt. Dem will dieses Buch entgegenwirken. Es zeigt auf, welch fantastische Leistungen der Mensch in Wissenschaft, Philosophie, Kunst und Technik erbracht hat, wie aufopferungsvoll sich viele unserer Artgenossen darum mühten, diese Welt zu einem besseren, gerechteren Ort zu machen, und mit wie viel Anstand, Würde und Tapferkeit die meisten von uns ihr Leben meistern. Kurzum: Ich werde darlegen, dass es trotz aller Irrungen und Wirrungen der Geschichte unendlich viele Gründe gibt, die Menschheit zu achten. Und vielleicht, ja vielleicht, wird es dem einen oder anderen nach der Lektüre dieses Buchs dann doch ein wenig schwerer fallen, Zyniker zu sein. Die Hoffnung, so heißt es, stirbt stets zuletzt… |