Ballade
vom Roten Helden

(für Heinz) 

 

I

Der rote Held
Ist grau geworden.
Die Glut seiner Hoffnung
Ausgeglüht.
Zum Retter der Welt
Hatte man ihn einst erkoren,
Aber dieses Lob
War wohl doch verfrüht.

Denn ohne Feind
Kann der Held
Nicht kämpfen.

 

II

Feind und Freund
Sind dem Helden eins geworden.
Ach wie haßt er jene,
Die er liebt.
Und so betrachtet er
Wie der Mensch im Norden,
Seine letzte Chance vergibt.

Doch ohne Feind
Kann der Held
Nicht kämpfen.

 

III

Einst verließ er
Seine Klasse
Fochte gegen die wenigen
Unterdrücker dieser Welt,
Doch nun ist es die
Breite Masse,
Die die Unterdrückung 
Aufrecht hält.

Gegen soviele Feinde
Kann der Held
Nicht kämpfen.

 

IV

Wie Don Quichotte
Vergeblich
Rennt der Gerechte
Gegen die Große Dummheit an.
Denn diese ist
Das Fundament der Mächte,
Die der Held wohl kaum
Besiegen kann.

Die Große Dummheit ging
Bisher aus jedem Kampf
Siegreich hervor.

 

V

Feind Dummheit
Lauert überall.
Auch im Gesicht
Des Freundes.
Der Feind,
Er ist in Überzahl,
Ist nicht zu schlagen,
Doch der Held,
Er träumt es.

Er träumt den Sieg
In schillernsten Farben.
Aufgewacht
Bäumt er sich
Trotz all der Narben,
Die der Kampf
Ihm eingebracht,
Abermals 
Gegen den Konsens
Der Dummheit auf.

Doch die Welt nimmt ihren Lauf,
Ohne den Gerechten
Zu beachten.

 

VI

Der rote Held
Mit grauer Mähne
Gibt nicht auf,
Er schmiedet Pläne,
Um die Massen doch noch
Zu bekehren,
Die Kathastrophe abzuwehren.

Doch des Helden große Pläne
Scheitern schon
Im kleinen Kampf.
Denn auch da siegt
Nicht der Mann mit Mähne,
Sondern die Konsumsucht
Von Marlene.

Man sieht's:
Schwer hat's heute
Der Gerechte,
Denn er muß kämpfen
Gegen jene,
Für die er eigentlich
Doch kämpfen möchte.

Der rote Held
Braucht dringend
Hilfe.

 

M.S.Salomon 1990

 

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